Verschmitzt und zugenäht

Keine Melancholie im Sommer

SIND SEICHTE SOMMERHITS MEINE WEGBEGLEITER?

Ich bin im Sommer geboren und ein absolutes Sommerkind. Mir wird erst warm, wenn mehrere Tage hintereinander die 30 Grad-Marke erreicht wurde. Und wenn mein Geburtstag naht, kann ich die coole Sommerparty oder auch das entspannte Sommer-Geburtstags-Grillen planen. Und dafür brauche ich natürlich Musik. Musik, die leicht und beschwingt ist, wie die lauen Sommerwinde.

Ich mag es sehr, vor mich hinzuträumen und das Leben als ein sich dahin räkeln auf der Picknickdecke zu sehen. Und deswegen habe ich (fast) nichts gegen Sommerhits. Sie sind gut zum Mitsummen und die Texte muss man nicht verstehen.

Oder doch?

Nach ein paar Jahrzehnten, nach mehr Lebenserfahrung und mehr kritischem Hinterfragen geht mir so langsam ein Licht auf.

Ich fand die Idee eine Musikliste mit den Hits aus meinem Geburtsmonat zu erstellen, toll; vom Geburtsjahr bis heute. Quellen gibt es genügend. Also suchte ich mir die Nummer 1 Hits-Singles raus – mit dem Gedanken verbunden, dass das eine super tolle Musiksammlung wird! Quasi ein historisch tolles Etwas für mich – und für meine Partygäste.

Nach der Sichtung der Hits aus meinen ersten Kinderjahren, überlegte ich, ob ich wirklich den Hit des Sommers nehmen sollte. Meine Augen schielten zum September und Oktober hin. Dorthin wo die Lieder melancholisch und die Texte ernst werden.

Und dann kamen mir auch noch Hits von Fußballweltmeisterschaften dazwischen. Folgende Lieder gab es in den verschiedenen Sommern: „Hot summer“, „All summer long“, „Summer dreamin´“, „Lovers on the sun“.

Es gab Titel mit Wortwiederholungen: „Mmm, Mmm, Mmm, Mmm“, „Waka, waka“, „Bye, Bye“. Was soll das heißen?

„Girls are all over the world they hope and pray and die for men.“ (Mr. Vain von Culture Beat, 1993)

Ja-a-a, auf jeden Fall. Weil doch Frauen nichts anderes zu tun haben.

„Well life will pass me by if I don´t open up my eyes, Well that´s fine by me.“ (Wake me up von Avicii, 2003)

„Dunkel war die Nacht ein Vogel sang und ich ging allein am Fluss entlang. Da sah ich dich dort am Ufer stehn und Du gingst mit mir es war so schön.“ (Michaela von Bata Ilic, 1992)

Ich müsste einen Ornithologen fragen, welche Vögel denn Nachts singen. Denn den Ruf eines Uhus kann man bestimmt nicht als Gesang bezeichnen. Wenn doch alles so simpel wäre: Man spaziert so durch das Leben, sieht Jemanden und dieser Mensch kommt ohne Nachfragen mit Einem mit und es ist einfach nur schön. Im wirklichen Leben müssten vorher noch ein paar Dinge geklärt werden z.B. ob man denn auch die gleichen Interessen hat und bereit ist Verantwortung zu übernehmen. Außerdem, ob man auch ordentlich im Haushalt ist.

Vielleicht brauche ich jetzt doch die ernsten, wehmütigen Herbsthits. Es ist ja auch kalt geworden. Der Sommer ist weit weg.

Ich singe „One Moment in Time“, sinniere über „Somewhere over the Rainbow“, leide bei „Tainted Love“ und verliere mich in „So bist du“.

Wie schön ist doch die Melancholie des Herbstes.

Herzlichst Eure Frau Schmitz

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