Als wir noch analog waren
Auf dem Flohmarkt habe ich das Buch „Die Kunst der Photographie“ erstanden. Die Originalausgabe erschien 1981 in den USA.
Ausführliche, gut geschriebene Texte u.a. über die Grundsätze der Gestaltung und beispielhafte Fotografien, finden sich in diesem Buch. Sehr schön zum Lesen.
Ich sah aber auch ein Buch mit schlecht gedruckten Fotografien. Alles sehr grau, alles sehr unscharf, alles irgendwie alt. Kein Vergleich zu den heutigen Sachbüchern, kein Vergleich zu den heutigen Bildbändern.
Mir war bewusst, dass es 1981 nicht nur nicht die digitale Fotografie, sondern auch nicht den digitalen Druck gab. Trotzdem klang 1981 gar nicht so weit weg. Und mir wurde dennoch bewusst: Dieses Buch ist 36 Jahre alt. So geht es mir auch oft mit alten Filmen, die ich gerne schaue. Ein guter Film mit Doris Day ist 53 (!) Jahre alt, ein halbes Jahrhundert!
Trotzdem schaue ich mir sehr gerne alte Filme an. Und trotzdem schaue ich mir gerne dieses Photographie-Buch vom Flohmarkt an. Ich bin fasziniert von der Film- und Videotechnik. Ich kann bis heute nicht erklären wie das Bild in den Fernseher kommt (obwohl ich das mal für eine Prüfung lernen musste), aber die Entwicklung von der Analog- zur Digitalkamera habe ich mit erlebt.
Bei meinem ersten Fotoapparat musste ich nach jeder Aufnahme oben links ein Rädchen kurbeln, um das Band für die nächste Aufnahme weiter zu drehen. Früher habe ich im Urlaub mehr Geld für Fotofilme, als für Sonnencreme ausgegeben, weil ich zu wenige Rollen von zu Hause aus eingepackt hatte. Ich habe jahrelang nicht über diese technische Revolution nachgedacht, vielleicht nur ein wenig. Heute ist mir diese Entwicklung sehr viel bewusster. Ich weiß allerdings nicht mehr, wann ich mir meine erste Digitalkamera gekauft habe. Die erste Veränderung, neben einer moderneren Kamera, war neben der Bestellung der Abzüge, die Bestellung einer CD beim Fotostudio.
Ich könnte seitenweise weiter schreiben, was sich wann wie bei mir beim Fotografieren und bei der Bearbeitung der Fotos getan hat – so wie Ihr wahrscheinlich ganz viel zu erzählen hättet.
Das Buch vom Flohmarkt hat sich für mich zu einem kleinen Schätzchen entwickelt. Der ersten Befindlichkeit aufgrund der Druckqualität, ist einer Demut gegenüber der künstlerischen und technischen Entwicklung der Fotografie gewichen.
Herzlichst Eure Frau Schmitz